Monday, June 12, 2006

Das erste WM-Wochenede

Freitag war es dann so weit. Deutschland eröffnet die WM im eigenen Lande und wir hier in New York wollten wenigstens ein wenig eigenes Land wahrnehmen und pilgerten auf Einladung in das "ständige deutsche Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen". Nun war diese Einladung leider nicht nur für uns gedacht, sondern für jeden, der wollte. Und wo in New York schaut man sich die WM an, wenn das Gastgeberland eine Einladung zur Eröffnung ausspricht? Richtig, genau dort! Wir also um 11.15 dorthin getiegert (sogar der Tim konnte den sportbegeisterten Amerikanern klar machen, dass er dafür doch bitte gehen darf) um dann festzustellen, dass erst um 11.30 Einlass ist. Die geringe Menschentraube lies uns bis dahin noch hoffen. Doch das sollte sich bald ändern. Einer Eingebung folgend, drangen wir noch in den Vorraum vor, bevor sich hinter uns eine exponentiell wachsende Schlage bildete, der Eingang zunächst geschlossen wurde und wir dann einzeln durch Metalldetektoren mussten, gefolgt von einer Passkontrolle und einer Durchsuchung sämtlicher Habe. Also die Einreisebedingungen in die USA waren dagegen ein Zuckerschlecken. Mich wundert, dass die das in der halben Stunde geschafft haben. Aber wie ich hörte, soll das gestrenge Regime zu Beginn dann aufgegeben worden sein. War ja klar. Nun gut, wir waren recht weit vorne und der Tim hatt es irgendwie hin bekommen sich zwei von den acht Sitzmöglichkeiten zu ergattern. Wir dachten wir wären am Ziel zumal ich erspähen konnte, dass die Bayrische Landesbank diverse Snacks und Getränke sponsorte. Mein Herz schlug ob der Aussicht auf ein schönes Weißbier höher. Oh, was waren wir für Narren! Die erste Enttäuschung war, dass dir das Spiel auf ESPN2 sehen mussten. Kein Netzer, kein Delling, kein Beckenbauer oder Poschmann, kein Waldi oder Völler. Nur ungefähr achtzig amerikanische Soccerkommentatoren. Und jetzt kommts:
Das "ständige deutsche Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen" ist nicht in der Lage ARD oder ZDF zu empfangen, dafür aber Pro7 und Sat1!
Verdrehte Welt.
Nachdem der erste Schock ein wenig abgeebbt war und auf ein Weißbier hoffend, machte sich eine "was solls" Stimmung breit, schließlich waren etwa 150 in eine kleine Empfangshalle gepresste Fans gekommen um das Spiel auf einem etwas lichtschwachen Beamer zu sehen. Die nächste Katastrophe ließ nicht lange auf sich warten. Es gab zunächst Getränke. Wasser und Bier. Bier? Die Bayrische Landesbank lies Bitburger aus der Dose springen. Nur durfte man sich keine Dosen mitnehmen (Sicherheitsgründe!?), sondern musste immer wieder mit schnapsglasartiggroßen Plastikbehältnissen an die "Bar" tiegern. Rießenschock und ganz, ganz schwere Enttäuschung! Dann gabs Häppchen. Vielleicht 100 Stück. Dementsprechen schnell waren die weg. Klar haben wir davon aber sicher 30 weggemampft. Mei, wir saßen halt günstig. Auf den Häppchen: ungarische Salami (für mich ein Rätsel; die ist zwar gut, aber was hat die BLB mit Ungarn zu tun, geschweige haben wir gegen Ungarn gespielt, soweit ich mich entsinne. Vielleicht stand zu dem Zeitpunkt als die Häppchen belegt wurden der Gruppengegener noch nicht fest. Vielleicht war es auch ein Tribut an '54 oder die BLB hat da ihre größte Pleite eingefahren) und O'Batzda (Ok, aber mehr auch net). Nach der Halbzeitpause (in der Pause hats das Serviceteam net ganz geschafft) gabs dann Nürnberger Bratwürscht und Leberkäs. Geschmaklos, fad, ungewürzt. Halt irgendwo in Amerika produziert. Dazu an süßen Senf, der eine Pampe aus ungemahlenen Senfkörnern darstellte. Zudem wurde in der Halbzeit der etwas lichtschwache Beamer (mit dafür großen Bild) in einen rießen Beamer mit hoher Lichtleistung (dafür kleinem Bild) ausgetauscht. Was solls. Wir haben gewonnen und die Stimmung war gut. Mein Fazit:
1. Das "ständige deutsche Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen":
a) ist nicht in der Lage öffentlich-rechtliches deutsches Fernsehen zu empfangen, dafür aber Pro7 und Sat1
b) rechnet als Gastgeberland bei einer Interneteinladung für das Eröffnungsspiel mit eben jenem Gastgeberland mit geringem Intresse (Hallo??? Fussball?? Deutschland??)
c) ist technisch nicht in der Lage einen Beamer auszuwechseln
Wir sollten sofort einen Spendenaktion starten (im Ernst). Wenn man das sieht, kann einem um unsere Bundeswehrsoldaten Angst und Bange werden. Haben die noch Drehtelefone und Kabeltrommeln aus Restbeständen die jetzt aufgebraucht werden?
2. Die bayrische Landesbank ist trotz eines Milliardenbudgets nicht in der Lage eine vernünftige bayrische Brotzeit zu exportieren. Geschweige denn Weißbier! Dann bitte doch Budweiser (amerik.). Die sind wenigstens WM-Sponsor. Mega-Schock!
Zur Erholung sind wir dann abends nach Brooklyn gefhren und waren da in zwei netten Clubs. Schön an der Sach hier ist, man muss eine ID vorzeigen, dass man über 21 ist, aber keinen Eintritt zahlen. So kann man sich ein paar Clubs ansehen ein bisschen bleiben und ein Bier trinken und dann in den nächsten weiterziehen. Bei uns wird einem das ja durch horende Eintrittspreise verwehrt.
Am Samstag sind wir dann auf das New Yorker Barbeque Fastival marschiert. Leider war es da natürlich bombenvoll (eigentlich müsste es doch bombenleer heißen so von der Logok her, oder? Fällt mir nur so auf gerade) und ein minikleines Probierportiönchen hat schlappe 7$ gelöhnt. War aber sehr gut nur halt teuer und ne ewige Ansteherei. Auf dem Heimweg sind wir dann noch in den Flugzeugträger "USS Intrepid" gegangen. Dieser steht im Hafen von New York und ist zu einem Museeum für Marine- und Weltraumgeschichte umgebaut worden. Dennoch kann man so ein wenig durch das Schiff laufen und bekommt zumindest einen Eindruck was für ein Koloss so ein Flugzeugträger ist. Und die modernen sind ja noch größer. Ich bin dann noch durch das daneben liegende U-Boot gelaufen, Tim wollte lieber was warmes trinken. Es war recht windig und kühl am Samstag und wir wegen des sonnigen Himmels zu dünn angezogen (und wenn ich das schon sage). Abends haben wir uns dann selber Steaks gemacht. Schön mit Bratkartoffeln und als Nachtisch Wassermelone.
Gestern, am Sonntag, haben wir zusammen mit Marlis eine Radtour nach Coney-Island gemacht. Einfacher weg ca. 20km. Da waren wir ganz schön unterwegs. Dafür wurden wir mit Sandstrand, Sonne und Meer belohnt. Leider ists zum baden (mir zumindest) zu köhl gewesen. Zum Radeln war es sehr angenehm. Auf Coney-Island steht zudem der Erfinder und zugleich älteste Hotdogverkäufer, Nathan's. Wir haben da natürlich gleich mal ordentlich zugeschlagen. Da kann man nix sagen, die "Frankfurter" sind wirklich gut. Auch wenn auf Tims Nachfrage die Verkäuferin nicht wusste woher Frankfurter wohl kommen. Seine Aussage, dass er da geboren wurde, wurde eher ungläubig quittiert. Seitdem befürchtet Tim, dass die Amerikaner alle Frankfurter für kleine Würstchen halten, was ich ihm natürlich sofort bestätigt habe und ihm recht geben musste, dass alle Frankfurter Würstchen sind.
Nachdem wir an der recht schönen Südspitze Brooklyns/Long-Islands zurückgefahren sind haben wir in Manhatten im East-Village bei einem netten kleinen Thailänder gut zu abend gegessen. Tim und Marlis sind dann noch Eisessen während ich in eine Sportsbar bin und mir Spiel 2 der NBA Finals angesehen habe. Und wieder haben die Mavs gewonnen.
Sehr gut...

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